Welcome to Miami, Bienvenidos a Miami
Die letzte Planung beinhaltete: Mietwagen und Privatzimmer im Miami Beach International Hostel. 500 Dollar waren also schon mal für zwei Nächte und Transport weg….eine Monatsmiete in Cabarete!!! Und als wir dann in unserem roten KIA angekommen, ein Mittagessen für 60 Dollar bei einem kubanischen Schnellrestaurant zu uns genommen hatten und die aufgespritzen, hochgepushten und überstylten Menschen vom Southbeach sahen, wussten wir in einer anderen Welt gelandet zu sein. Auch als Tina für ein paar Nüsse, einem Snickers und zwei Flaschen stillem „Wolkenwasser“- wir haben bis heute nicht raus gefunden was Wolkenwasser sein soll – 17 Dollar liegenliess, war klar, die Ersparnisse des Fluges über Miami würden die Mehrausgaben nicht decken.
Das Partyhostel veranstaltete jeden Abend nach billigem Reis mit Hühnchen zum Abendessen, Ausfahrten in die angesagten Bars und Clubs für nur 40 US anstatt 100. Nachdem man ordentlich im Foyer und bei Beerpong spielen vorgeglüht hatte. Nichts für uns, wir hatten erstmal genug Kulturschock. Martin entschied sich lieber einen Freiplatz aufzusuchen und guten amerikanischen Basketball zu spielen. Auch hier war das auffinden von Zockwütigen nicht schwer, nur amerikanisch waren hier nicht viele. Spanisch war immer noch die vorherrschende Sprache und so spielte er mit Jungs aus Santo Domingo und Mailand, der in Ravensburg gearbeitet hatte, gegen Kubaner und nur einen mächtigen dunkelhäutigen Ami.
Als es dunkel wurde setzten wir den Plan ins Kino zu gehen endlich um. „Rising of the Planet of the Apes“ in Eisschrankatmosphäre. Wer das Klimatisieren von Räumen in Amerika nicht gewöhnt ist, sollte sich lieber warm anziehen. Immerhin schaffte es Tina so einmal nicht einzuschlafen bei einem Film der nach 20 Uhr beginnt.Dafür haben wir gezittert und uns gegenseitig gewärmt in den geräumigen Loveseats ohne Mittellehne plus XXL-Getränk und M&Ms.
In Miami kann man sich dem Shoppingwahn einfach nicht entziehen, also Tina nicht. So war sie nach einem Tipp von Bianca auf der Suche nach einem „Whole Food Market“, den sie nach ein paar Blocks auch fand. Ein Bioladen mit amerikanischem Ausmaß. Nachdem sie das Frühstücksmüsli aus unendlich vielen Variation selber zusammengestellt hatte, ging es an die Kaffee-Theke: „One Cappucino to go, please“. Und damit fing es an, welche Grösse, welche Kaffeesorte, welche Milch, nach der Hälfte der Milchsorten war sie raus! Und alles mit dem typisch amerikanischen „Sweetheart“ am Ende eines Satzes.
Dann war es Zeit für den Miami Beach. Wir fühlten uns ein bisschen wie am Set von Baywatch. Aber da man dort nicht viel machen konnte, außer sich am Strand brutzeln, waren wir schnell wieder weg, denn es sollte im Crandon Park, Key Biscayne die einzige Möglichtkeit zum kiten in Miami geben.
Also ab ins Auto und die gute Stunde Autofahrt zu einem der angeblich schönsten Strände der USA.
Für nur fünf Dollar durften wir hier parken. Nur leider war der Wind nicht ausreichend zum Kiten. So standen wir am Strand und beobachteten die Versuche eines New Yorkers seinen 17 qm Kite zu starten. Keine Chance! Aber nachdem wir erfahren hatten, was es hier für Regeln gab, war uns die Lust sowieso vergangen. Man darf nur in einem bestimmten Bereich ganz am Ende des Strandes starten, dann muss man hinter eine Linie bodydragen, hinter der darf man endlich kiten. Zum springen muss man wieder in einen abgegrenzten Bereich. Für diesen Spass darf man auch noch um die 20 Dollar bezahlen. Es gibt nur eine einzige Kiteschule und der Besitzer glänzte nicht gerade mit seiner Freundlichkeit.Deshalb machten wir uns schnell wieder auf den Weg zurück, leider ohne einmal zu kiten in Miami.
Um den Frust loszuwerden und die Muskeln mal wieder zu trainieren, nutzte Martin das Outdoorgym am Strand. Es ist wirklich faszinierend was man mit ein paar Stangen am Strand anstellen kann, und wie anstrengend das sein kann.
Am Tag vor unserem Abflug nach Costa Rica ging es zu Tinas erstem Mallbesuch.
Dafür fuhren wir zurück nach Fort Lauderdale, in Richtung unseres Flughafens. Und das Wetter spielte auch mit, es regnete.
Trotz Navi dauerte es eine ganze Weile einen der fünf Eingänge von „Sawgrass Mills“ zu finden. Drinnen angekommen, ging es gleich wieder raus um uns lange Sachen anzuziehen.
Mit einem Plan bewaffnet ging es durch die verschiedenen Hallen mit über 300 Läden und Restaurants. Tina war im Himmel, ein Outlet mit jeder nur vorstellbaren Marke, da gab es nur ein Problem. Wir sind auf Weltreise, haben nur unseren Rucksack und brauchen eigentlich nichts.
Das war beim betreten der Hallen vergessen, Tina war auf Shoppingmodus. Martins Bremsversuche wurden auch nur als störend empfunden. Aber wir haben den für Tina leider nur 7 stündigen Einkaufsmarathon zusammen überstanden, ohne den Rahmen unseres Reisebudgets völlig zu sprengen.
Als dann alle Läden geschlossen hatten, ging es völlig erledigt in die „Cheesecake Factory“, in der wir nach kurzer Wartezeit unseren Platz und Kellner zugewiesen bekamen. Dort haben wir es uns richtig gut gehen lassen und zur Nachspeise musste natürlich einer der berühmten Cheesecakes her. Diese stehen auf zwei Kuchentheken verteilt in unvorstellbar leckeren Variationen!!!
Leider hatten wir kein Hotel für die letzte Nacht gebucht, wir dachten sie einfach durchzumachen. Aber nach dem anstrengenden Tag, wollten wir einfach nur ins Bett. So steuerten wir um 12 Uhr Nachts das nächste Motel an und verbrachten die kurze Nacht für 100$. Ab zum Flughafen, während Martin das Mietauto zurückbrachte, ging Tina schon Mal mit dem kompletten Gepäck bewaffnet los um sich in die lange Warteschlange einzureihen.
Voll beladen am Spirit Airlines Schalter angekommen, breitete sich vor ihr ein Bild des Chaos aus. Lauter Menschen die nicht wussten wohin, Personal das von A nach B rannte, Leute anschnauzte, Flüge ausrief, Menschen immer wieder in andere Schlangen schleuste, alles in dem Versuch ein bisschen Ordnung in die Sache zu bringen.
Nach mehrmaligem Nachfragen gab es dann endlich von der dritten Person mal eine unfreundliche, aber adäquate Auskunft. Dort angestanden kam ein Mitarbeiter und meinte sie sei in der falschen Reihe. Also alles wieder zurück und ab zur anderen, mit Gepäckwagen natürlich. Doch die überaus freundliche Spirit-Mitarbeiterin teilte ihr mit: Nicht mit dem Gepäckwagen. Worauf Tina nur fragte, wie sie das anstellen sollte? Zwei große Rucksäcke, Monsterkitetasche und auch noch ein kleiner Rucksack. Die Antwort: Ein gelangweiltes Schulterzucken.Da es keine andere Möglichkeit gab, kam die Kitetasche an die Ecke der Warteschlange, wo sich nach kurzer Zeit eine kleiner Stapel an Sportgepäck ansammelte. Immer wieder kamen Durchsagen, das Abstellen von Gepäck sei verboten und werde mit einer Geldstrafe und/oder Verweis des Flughafens geahndet. Die chaotischen Zustände zogen sich noch bis ins Flugzeug, dort angekommen sollte es endlich nach San Jose, Costa Rica zum surfen gehen.
Nach der Hälfte der Flugzeit, bekamen wir mit den Einreisezetteln noch eine Durchsage der Stewardess,leider müsse das Flugzeug aus technischen Gründen umdrehen und die zweieinhalb Stunden zurück nach Miami fliegen, da es nur in den USA repariert werden könne.
Es gab auch keine Angaben wann und ob es heute noch nach Costa Rica ginge.
Dann also wieder zurück nach Miami.
Am Flughafen wurde uns dann endlich mitgeteilt, dass wir heute nicht mehr mit dieser Maschine fliegen könnten und wir auf andere Maschinen verteilt werden sollten. Aber es gäbe nicht genug Plätze für alle und ob ein paar Freiwillige nicht am nächsten morgen fliegen könnten.
Wir haben den Luxus Zeit und verbrachten somit noch eine Nacht in einem Hotel in Miami auf Kosten der Fluggesellschaft, dazu bekamen Gutscheine für die Mahlzeiten und noch einen Gratisflug.
So bildete sich eine zusammengewürfelte Gruppe Freiwilliger, die an einem gefühlt verlassenen Teil der Flughafens auf ihr Gepäck wartete. Da waren Chris, der sympathische Einzelgänger aus Maine, Maria aus Israel, Chuck aus Bocas del Toro, zwei australische ihre komplette bis ins kleinste Detail durchgeplante Reise und diese in Rekordzeit durchführende Backpackerinnen und der Cowboy, auch aus Maine, wir nannten ihn alle so, da sich keiner an seinen Namen erinnern konnte.
Und nun saßen wir dort und warteten zweieinhalb Stunden auf unser Gepäck, wir hatten dabei super Gespräche, mit vielen Tipps für Costa Rica von Chris, der dort die Hälfte des Jahres verbringt. Schon spannend was so ein Erlebnis ausmachen kann, völlig Fremde Menschen fühlen sich plötzlich Verbunden mit einander.
Draußen war weit und breit kein Shuttle zu sehen.
Das hieß wieder warten. So kamen wir abwechselnd in den Genuss der leicht verwirrenden Geschichten des Cowboys zu lauschen. Ein großer schlanker Typ dem das Jahrzehnte lange konsumieren von Rauschmitteln ins Gesicht geschrieben steht, mit verdrecktem weißen Feinrippunterhemd, Jeans und ausgelatschten Cowboystiefeln.
Kettenrauchend sprang er zwischen den verschiedenen Kriegen, seinen Jobs und eigentlich seiner kompletten Lebensgeschichte hin und her. Keiner aus unser Gruppe wurde schlau daraus.
Nach weiteren zwei Stunden kam endlich unser Shuttle und wir konnten ins Hotel einchecken. Dabei erfuhren wir, dass unsere Essensgutscheine wertlos seien, da es in diesem Hotel kein Restaurant gäbe und man die eigentlich nur am Flughafen einlösen könne. Aber Frühstück sei möglich. Super, es war 17 Uhr, wir alle waren ausgehungert, müde und so langsam ziemlich genervt.
Gleich um die Ecke sollten einige Restaurants sein, also gingen wir zur Fuß auf die Suche danach. In den USA ist um die Ecke allerdings nicht wie in Deutschland um die Ecke. Hier ist alles für Autos ausgelegt und Bürgersteige sucht man auch vergebens.
Schließlich fanden wir doch noch eins Namens Gyrosville und verbrachten gesättigt den Abend im Hoteleigenen Fitnessstudio und Whirlpool.
Als wir am nächsten morgen nach Continental Frühstück von Plastiktellern in das verspätete Shuttle stiegen fehlte nur einer, der Cowboy. Das letzte Mal hatte Tina ihn noch am Vorabend in voller Cowboymontur im Hotelflur gesehen. Wir wissen nicht was mit ihm passiert ist, wir vermuteten auch das er vielleicht gar nicht in unserem Flugzeug saß und einfach nur mit ein paar Leuten den Abend verbringen wollte. Somit blieb der Cowboy von Miami ein Rätsel für uns alle.
Nach Runde zwei in den chaotischen Zuständen am Spiritschalter, saßen wir endlich im Flugzeug nach Costa Rica was uns dieses Mal auch wirklich nach San Jose brachte.
Weiter geht’s bei uns im nächsten Artikel: Die reiche Küste Mittelamerikas