Die reiche Küste Mittelamerikas

Der Flug nach San Jose verlief technisch gesehen ruhig. Innerlich fiel es Martin jedoch sehr schwer ruhig zu bleiben. Bevor hier weitererzählt wird, muss klargestellt werden, dass er nach seinem Auslandsschuljahr in Maine eine sehr positive Einstellung gegenüber den US of A eingenommen hatte….Einer Reisegruppe rundlicher Ignoranzamerikaner in der Reihe vor uns, waren die Hinweise der zu Spirit passenden, nicht ganz so Branchenüblichen Flugbegeiterinnen völlig egal. Sie schrieben ungestört weiter Whatsapp Nachrichten an Freunde und Verwandte. Es stellte sich heraus, eine Hochzeitsgesellschaft erwischt zu haben, die das natürlich auch schon im Flugzeug feierten und allen davon mitteilen wollten. Die erste freundliche Bitte von Martin doch bitte den Flugmodus einzuschalten, da wir gerade auf die Startbahn rollten, wurde gepflegt überhört. Und als ob man nicht eine Reihe nach hinten hören könnte, wurde auch noch darüber gelästert und vermeintliche technische Unmöglichkeiten der Störung der Fluginstrumente diskutiert. Die zweite etwas deutlichere Aufforderung wurde von der Braut befolgt, aber vom Bräutigam nochmals belächelt und rebellisch ignoriert. Als Martin dann kurz vor dem Contenance verlieren lautstärker wurde, schnauzte der Klischee-Ami nur aggressiv zurück, was er denn machen wollen würde, wenn er es nicht ausschalten würde. Auf die Drohung hin ihn bei der Stewardess zu „verpetzen“, wurde das Michelinmännchen zwar nicht wirklich leiser aber er schaltete sein Smartphone aus. Tina musste Martin davon abhalten aufzustehen und beruhigte ihn, was äusserlich gelang, aber innerlich noch fast den ganzen Flug anhielt. Spannend was solche Schwingungen mit einem machen können.

 

Dann endlich Ankunft in San Jose, Costa Rica. Aber es ging so weiter. Der Einreisebeamte war nicht davon begeistert, dass wir keine genaue Adresse vorzuweisen hatten. Und wirkliche Auskunft ob und wo ein Bus in die Stadt fahren würde, war nicht zu bekommen. Also ein teures Taxi. Der erste wahre Lichtblick. Martins Dominikanisch wurde vom Taxifahrer verstanden…und dieser war nett und auskunftsfreudig. Maria hatten wir übrigens mit eingepackt und irgendwie adoptiert, zu dritt brachte uns das Taxi zu einem netten ökonomischen Hostel – dem Costa Rica Backpackers. Wir wussten in die Regenzeit gereist zu sein, vergaßen aber die Entfernung zum Meer….das Resultat: Das erste mal lange Hose, Pulli und Schuhe mit Socken. Uns war kalt, bei über 20 Grad. Der Anblick des Pools machte uns auch nicht wärmer. Wir wollten hier weg und zwar schnell, obwohl das Hostel sehr gemütlich war. Eine nette Schweizerin arbeitete im Büro, das Touren anbot und extrem gut über alle Transportmöglichkeiten in Costa Rica informierte. So fragte Martin sie regelmäßig zwischen Kundengesprächen auf Spanisch, Englisch und Deutsch aus. Alle Wege führen nach Rom. Das mag in Europa stimmen, hier geht alles über San Jose. Die Hauptstadt liegt in einem Hochebenenkessel aus zwei Vulkanketten. Diese zu überqueren ist nicht immer ganz einfach und mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch nicht überall möglich. Aber dazu kommen wir noch. Erstmal wollten wir so schnell wie möglich ans Meer zurück. Den Rat von Markus noch im Hinterohr entschlossen wir uns mit Maria nach Santa Teresa auf die Halbinsel Nicoya zu fahren.

In San Jose gibt es nicht nur einen Bushauptbahnhof pro Stadt, wie wir das in Deutschland so gewohnt sind. Nein, die Entfernung zwischen den Stationen der verschiedenen Busanbieter sind meist nicht zu Fuß erreichbar, mit Sicherheit nicht mit unserer Kitetasche. Also wieder ein Taxi und für 15300 Collónes plus 2000 Extra für das Sportgepäck (total ca. 35 USDollar) fuhren wir durch den grünen Nebeljungel nach Puntaarenas, dort auf die Fähre und dann nochmal mit dem selben Bus die letzte Stunde über Holperpisten nach Santa Teresa. Da es in diesen Bussen keine Anzeigen gab, die die verschiedenen Haltestationen anzeigen und wir auch wieder mal nicht wussten wo wir die Nacht verbringen würden, standen wir um 23 Uhr in Playa Carmen mit Jeremiah und seinem großen Bruder Jesse, die wir auf der Fähre kennengelernt hatten und suchten nach einem Hostel. Tranquillo Backpackers sollte es werden. Die erste Nacht in einem Dormzimmer in genau dieser Konstellation, da keine Privatzimmer mehr frei waren und wir nach 12 stündiger Reise auch nur ein Bett wollten, sonst nichts. Nicht mal der obligatorische Strandgang wurde an diesem Abend begangen.

Punta Arenas Pelikane im Weihnachtsbaum Fähre Nacht M&T Fähre 14.8 Insel 14.8 Hand im Wasser Fähre nach Peninsula de Nicoya

Das Hostel war wirklich tranquillo, also ruhig, entspannt und gemütlich oder auch gemächlich. Sämtliche Versuche in eine günstigere Langzeitlösung umzuziehen, wurden allmorgentlich in ein „una noche mas“, eine Nacht noch, umgewandelt und bezahlt. Der einzige Umzug wurde in die obere Etage in ein eigenes Zimmer vollzogen, da Pärchen und der nervige Wechsel von Mitbewohnern, als unsere zwei trinkfesten herzlichen Brüder uns verließen. Auch die immer größer werdende Gemeinschaft von Freunden hielt uns dort.

Tranquillo Backpackers Santa Teresa

14.8 Iguana

Inzwischen waren zu Maria noch Luca aus Bern, Isa und Berni aus Salzburg, Michael aus Paris und Daniel aus München dazugekommen. Ausserdem Tintin, ein Argentinier der dort arbeitete, Diego aus Uruguay und Felipe aus Brasilien. So gingen wir in unterschiedlichen Konstellationen jeden Tag surfen und lebten in einer riesigen WG. Abends wurde viel gequatscht, Tischtennis oder Gitarre gespielt oder nach Hostelsperrstunde um 23 Uhr in den Gemeinschaftsraum umgezogen und mit CocoLoco Poolbillard gespielt oder geglotzt. Oder wir schlossen uns einer anderen Gruppe der Pyromanan an, die fast jeden Abend ein Lagerfeuer am Strand machte.

14.8 Maria&Tina

14.8 Hostel Tranquillo Maria,Michael,Luca,Martin

Auch bekamen wir hier mal wieder den Beweis, wie klein die Welt doch ist. Da treffen wir in „unserem“ Hostel Maya, die beste Freundin unseres Freundes Grögi aus Deutschland.

Nur die Pausetage kamen ein bisschen zu kurz, was zu fiesem Muskelkater und der ersten Erkältung bei Tina führte.

Die Pazifikwellen fühlten sich an wie die ersten Surfversuche überhaupt. Verdammt hat dieses Meer viel Kraft! Bei Ollies Adventures fanden wir die besten Mietpreise für Surfequipement, die wir durch regelmäßiges Kunden schicken nochmals deutlich reduzieren konnten. Und um noch ein bisschen zu sparen und die Equipementgeilheit zu befriedigen, kaufte sich Martin ein eigenes Shortboard. 6.0 Feet, also 5 inches kleiner als er selbst. Da war er angelangt und fluchte das ein oder andere mal nicht schlecht. Es hat zwar genügend Auftrieb, war aber eine ganz schöne Umstellung. Als dann der erste dicke Swell ankam und die erste Welle die ihn überragte abgeritten wurde gab es nichts mehr als einem Grinsen bis über beide Ohren und einem lauten Jubelschrei……

Martin Longboard Martin on wave Martin surf Martin springt in Welle

Für Tina waren die Wellen hier doch sehr schwierig, sie hatte harte Surflehrwochen am Pazifik.

14.8 zwei Krabben am Strand Pferd am Strand Romantik Santa Teresa

Um die doch wenigen Pausetage zu nutzen, haben wir uns mit Berni und Isa Quads ausgeliehen, sind mit einem rießen Spass über die Schotterpisten nach Montezuma geheizt. Dort haben wir endlich unsere ersten wilden Affen gesehen, die dort wie bei uns Eichhörnchen in den Bäumen rumspringen und den Touris Sonnenbrillen, Essen, Autoschlüssel und mehr klauen.

Quad Berni&Martin Quad Berni&Isabella

Quad Tina Affe Nüsse

Montezuma

Ein kleiner Fussmarsch durch den Wald, manchmal hatten wir das Gefühl bei uns durch den Wald zu laufen, kamen wir zu den wunderschönen 3 Wasserfällen Montezumas, Berni und Martin sind nach einigen Affenschaukelrückwärtssalti vom mittleren Fall die 10 Meter in die Tiefe gesprungen.

Wasserfall Montezuma Schmetterling Montezuma Martin jumping1 Martin jumping2 Martin jumping3 Alle im Wasserfall

Alle 4 essen Montezuma

So verbrachten wir die Tage in unserer Reise-WG mit surfen, kochen oder Essen um die Ecke bei Uschi. Wir haben sie so getauft, sie ist eine He/She, was man im ersten Moment nicht sah, aber spätestens hörte, wenn sie die Bestellung aufnahm. Das erste mal sind wir total erschrocken als aus der netten Frau in dem kleinen Soda plötzlich ein tiefer Bass kam und fragte was wir essen möchten. Sodas sind kleine Lokale an der Straße in denen man günstiges, gutes und lokales Essen zu fairem Preis in Costa Rica bekommt. Und so wurde Uschis Soda zu unserem Stammlokal. Die besten Casados der Stadt! Ratet mal was ein Casado ist: Ja, Reis mit Bohnen und Hünchen 😉 und Salat oder auch Pico de Gallo.

Tina und Maria waren total verliebt in Uschi.

Leider haben wir dort eine Coca Cola Sucht entwickelt, was wir Zuhause nur selten getrunken haben.Nach einem langen Surftag, war die kalte, süße Brühe ein muss.

Auch die morgentlichen Pancakes waren Pflicht, jeden Morgen stellte das Hostel eine riesige Schüssel Pfannkuchenteig bereit, die sich jeder selber in der Aussenküche backen konnte.Wie in Costa Rica in fast jedem Hostel üblich, gab es auch Gratiskaffee, guten Kaffee. Es ist aber auch schwer hier schlechten Kaffee zu finden!

Fast genauso schwer wie unhöfliche Ticos. Besonders ins Herz geschlossen haben wir Kaylor und Jose aus San Jose. Sie waren ein paar Tage unsere Nachbarn im oberen Stockwerk und ich bin mir sicher sie nochmal wieder zu sehen.

Lecker Essen

 

Irgendwann war es aber soweit und die Gemeinschaft zerfiel. Stück für Stück verließ uns ein Mitglied und so entschieden auch wir nach fast drei Wochen den Nordwesten zu verlassen und uns Richtung Süden aufzumachen. Im Norden an der Grenze zu Nicaragua waren zwar zu diesem Zeitpunkt die einzigen möglichen Kitespots, die wir aber auf der Rückreise von Südamerika nach Mexiko zur richtigen Windzeit besuchen wollen.

Die Planung uns mit Daniel und Or einem weiteren Israeli zusammenzuschließen, um uns die Mietwagenkosten zu teilen, waren schnell gemacht. Nur als die Preise am nächsten morgen doch höher erschienen als am Vorabend berechnet, war der eine Bus des Tages schon weg. Also hieß es noch ein letztes Mal „una noche mas“!!!

Am nächsten morgen ging es dann sehr früh wieder nach Puntaarenas, dort per Taxi zum richtigen Busbahnhof und von dort nach Jako bzw nach kurzem aussteigen und mehrbezahlen nach Playa Hermosa. Einem berüchtigten Beachbreak und von zwei lieben Spaniern, Laura und Gerardo, empfohlenen Hostel Rancho Grande.

Daniel dabeizuhaben war unbezahlbar: Ein Surfbrett mehr und Essenreste zum kochen wären alleine kaum auf die Fähre zu schleppen gewesen. Die Kitetasche wog zu diesem Zeitpunkt 40 Kilogramm. Und die Arme waren zwar gestärkt vom surfen, aber lahm und auf Ausdauerpaddeln gepolt.

Natürlich war Daniel nicht nur wegen seiner Packesel-Qualitäten ein guter Reisegefährte!

14.8 Daniel

 

Unsere weitere Reise mit Daniel durch Costa Rica könnt ihr bald in Costa Rica Vol. 2 lesen…..

 

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