Costa Rica Vol. 2
Von Playa Hermosa aus, ging es mit Or und Daniel nach Jaco, der touristischsten Stadt bis her in Costa Rica. Als wir mit dem Bus in dort ankamen waren wir alle etwas schockiert, überall bunte Leuchtreklamen mit Pizzahut, Mc D, Subway,…und einigen Hotelhochhäusern.
Unzählige Surfshops klapperten wir marathonhaft ab, da Daniel sich eine eigene Möhre – Surfbrett – kaufen wollte. Die einzige die ein Board fand war Tina, ein 6.8 Minimalibu, sehr leicht und wendig. Wenn man längere Zeit unterwegs ist und einen Sport intensiv betreiben möchte, ist ein eigenes Brett schon mal für die Lernkurve sehr hilfreich, da man jeden Tag diese eine feste Variable hat. Abgesehen davon ist es aber auch eine einfache Rechenaufgabe, wenn man von Mietpreisen um 15/20 Dollar am Tag ausgehen muss. Die Shoppingtour ging dann noch bis spät am Abend weiter, voll bepackt, erledigt und ohne zu surfen fuhren wir wieder zurück in unsere Cabina.
Am nächsten Tag ging es nochmal nach Jaco und das erste Mal in den überfüllten Beachbreak. Daniel und Tina hatten schon mit dem rauskommen zu kämpfen, es sah einfacher aus als es war. Wieder einmal ließ uns der Pazifik schlucken und kämpfen.
Durstig nach der Paddelei kam Daniel beim Anblick der Palmen um uns herum auf die Idee zu klettern. Auch das sah bei den Locals wieder mal soooo einfach aus, wie das Wellenreiten. Hoch ging ja noch, nur die Cocosnuss wollte nicht abgehen, und eine Machete hatten wir leider grad nicht in der Boardshort.Als die blöde Nuss in wackeliger Halteposition nach einigen Versuchen immer noch nicht abgehen wollte, musste Daniel erfolglos den Abwärtsweg antreten. Was noch schwerer war als hoch. Er ist dann mehr gerutscht als geklettert und hat sich dabei an der Fusssohle eine fiese Blase geholt.
In diesen tropischen Ländern können schon kleinere Kratzer, denen bei uns keiner Beachtung schenken würde, sich schnell entzünden. Durch die hohe Luchtfeuchtigkeit und Wärme, sind die Tropen auch für Bakterien und Pilze ein Paradies. Deshalb muss man wirklich jede noch so kleine Schramme sofort desinfizieren und am besten auch ein paar Tage nicht ins Wasser gehen, um die Wunde zu trocknen und schließen zu lassen. Unser Narbenkonto hat sich schon deutlich gefüllt.
Zwei Tage Jaco waren genug, da die Wellen nicht soo gut waren und Daniel keine passende Möhre finden konnte.
Also weiter mit dem Bus nach Quepos, wo die Reisetruppe noch kleiner wurde. Or hatte nicht mehr so viel Zeit und wollte noch in einen Nationalpark. Er entschied sich für Manuel Antonio, einen der vielen tollen Nationalparks Costa Ricas. Wir drei, Tina, Daniel und Martin wollten erst später im Süden auf der Peninsula de Osa, der Bärenhalbinsel, in den Jungle. So verabschiedeten wir den jungen Israeli und suchten den Bus Richtung Süden. Es war Sonntag, da fuhren nicht alle Busse und warten hatten wir nicht so viel Lust in der Mittagshitze. Auf der Taxisuche gab es die verschiedensten Preise zu hören. Als uns ein Mann aus einer anderen Ecke einen deutlich tieferen Preis bot, war uns egal, ob es sich um ein legales Taxi handelte oder nicht. Auch als wir zwei weitere Reisende einpackten, in dem Glauben, bei dem genannten Preis einen Gesamtpreis für die Strecke erhalten zu haben. Wir drängten uns zusammen und machten nur dem Taxifahrer ein besseres Geschäft.
Übrigens für alle die in München wohnen und ab und an mal Taxi fahren, schaut Euch doch mal die App SHÄRE von Martins anderen Daniel an. Super um Geld zu sparen und Taxikosten zu teilen und der Natur dabei noch was Gutes zu tun. Wir finden die Idee super! http://www.shäre.com/
Das Örtchen Dominical riss uns nicht vom Hocker. Vor allem die Zimmer, die wir fanden. Ausserdem suchten wir etwas mehr Ruhe nach den vielen Hostels mit vielen Menschen und den Eindrücken der Reise bis hierher. Zum Glück ist Martin nicht auf den Mund gefallen. Nach einem weiteren enttäuschenden Versuch ein Zimmer zu finden , sprach er einen unscheinbar wirkenden jungen Mann mit Köpfhörern in den Ohren an. In der Vorrecherche haben wir die nächste Bucht ausgemacht, Dominicalito. Also fragte Martin mal drauf los ob der junge, sich als Amerikaner entpuppende Mann, nicht zufällig jemanden wisse, der Cabinas in Dominicalito vermieten würde. Und ja, zufällig war er der Schwiegersohn der einzigen Cabinavermieterin in dem Minidorf Dominicalito, das nicht direkt am Strand sondern ein paar Gehminuten dahinter im Dschungel liegt.
Damit hatten wir einen Jackpot gelandet! Wir waren in einer kleinen Oase. Perfekt um Kraft zu schöpfen, die Wunden auszuheilen, die Natur Costa Ricas hautnah und direkt vor der Haustür zu erleben und einen direkteren Einblick in das nicht touristische Leben in dem Mittelamerikanischen Land zu bekommen. Als Bonus zu der unendlichen Gastfreundlichkeit der ganzen Familie, die wir wirklich ins Herz geschlossen haben, durften wir einen Geschmack des natürlichen Essens und Heilens erhaschen. Das hat uns einerseits sehr geholfen, Daniels Wunde hatte sich an der Fußsohle bei ständigem Barfuß- und Flipfloplaufen entzündet. Andererseits auch sehr zum Nachdenken und ausprobieren angeregt, was die tägliche Ernährung angeht.
Grace ist das Familienoberhaupt , die Besitzerin der Cabina und Oma. Das hatte allerdings keiner von uns geglaubt, geschätzt war sie höchstens 50 sah aber deutlich deutlich jünger aus……also erster Punkt für die gesunde Ernährung. Ihre Tochter Jusselie wohnte mit ihrem Ehemann, dem jungen Amerikaner Eben im Hauptteil des Hauses mit ihren zwei Söhnen Sam und Elijah. Wann immer jemand etwas gekocht hatte, wurden alle zum probieren eingeladen. Und wow das schmeckte! Wir wurden von der ganzen Familie verwöhnt.
Industriell verarbeitete Produkte gab es in diesem Haushalt höchstens mal in Form des wahnsinnig guten Kaffees des Landes. Alle Gerichte kann ich schon gar nicht mehr aufzählen. Die Suppen mit den vielen Wurzeln, die wir nicht oder nicht mehr kennen, gedörrten Fisch, Yukakokospuffer und als Nachtisch Banane oder Papaya mit Organic Schokolade darüber geraspelt. Waaaaahnsinn!!!
Tina machte ihren Kochkünsten alle Ehre, als sie inspiriert von unseren Gastgebern das ein oder andere nachkochte oder selbst experimentierte. Ihre Gemüsepuffer mit Mangotomatenchutney waren genial.
In Costa Rica gab es generell sehr gutes Obst und Gemüse in den Supermärkten, auch wenn sehr viele dieser zur Wallmartkette gehören. Das nur so am Rande, als Beispiel wie sehr dieses Land von Amerika geprägt ist.
Im kleinen Paradies Südcosta Ricas lief das anders. Immer wieder kommen fahrende Händler mit ihren Foodtrucks vorbei und bieten ihre Ware feil.
Und bei Ihnen ist die Ware noch frischer und noch günstiger. Ein Traum.
Diese Erfahrung konnte nur vom Marktbesuch in San Isidro, ca. 1 Std. Busfahrt entfernt, übertroffen werden.
Die Natur um uns herum war nicht nur superlecker, sondern auch medizinisch interessant. Als die Wunde von Daniel nicht besser werden wollte und Jusselie davon Wind bekam, wurde altes Wissen um die Pflanzen aus dem Ärmel gezogen. Tumeric also Curcuma, das die meisten aus dem guten Curry kennen, aber natürlich frisch. Die Wurzel mit Kokosöl und je nach belieben mit Knoblauch zusammen im Mörser gestampft und das ganze ab in die Wunde. Daniel musste ganz ordentlich auf die Zähne beissen, so schien das zu brennen. Man muss anmerken ,dass die Antibiotikasalbe von zu Hause mitgebracht nicht zum Durchbruch bei der Wundenheilung beitragen konnte. Die natürliche Mischung hingegen trocknete die eiternde Wund in drei Tagen aus!!! Als Martin durch das „aus 4 mach 3“ Spielchen im Fahradkeller der Familie zu Fahradnutzungsrechten kam und gleich mal wieder ein bisschen springen gehen musste, verhalfen Flipflops an den Füssen zu der Gelegenheit die orangene Mischung selbst mal ausprobieren zu können. Ja es brannte höllisch!!!
Die Natur überraschte uns noch durch ein weiteres Extra.Immer wieder kam Grace zu uns ans Zimmer und bat uns ihr zu folgen. Erst wussten wir nicht warum, als sie dann aber zu einem Baum um die Ecke lief und in die Baumkrone zeigte, verstanden wir warum. Es war Zeit unser erstes Faultier mit eigenen Augen zu sehen. Leider war es sehr schwer zu erkennen und auch zu fotografieren, da es nur faul rumhing…aber es sollte nicht das letzte sein. So sahen wir verschiedene Affenarten, beide Faultierarten, viele Vögel, Schmetterlinge und auch ein kleien Caiman hinter dem Haus. Abenteuer Jungel in sicherer Athmosphäre und persönlicher Betreuung durch unsere Gastgeberfamilie. Grace brachte uns auch bei wie Faultiere rufen bzw. pfeifen. Und nicht zu vergessen die Brüllaffen, man hat das Gefühl neben seinem Zimmerfenster steht ein Bär und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Aber nein da sitzt so ein verhältnismässig kleines Affchen im Baum und schreit.
Von dieser herzlichen Familie haben wir so viel lernen dürfen!
Martin hatte die grösste Freude dieses Treiben zu beobachten und vom aufregenden Reisen mal innezuhalten. Besonders die Blattschneideameisen, denen man zusehen konnte wie sie einen ganzen Busch arbeiteten faszinierten ihn.
Die Zeit der Ruhe und der Genesung wurde von Daniels Frage, ob Martin eigentlich Schach spiele in eine neue Phase gezogen. Da ein Schachspiel gerade nicht zur Hand, bastelte Martin ein kleines Reiseschach. Nicht ganz Windfreundlich in der ersten Version, aber es funktionierte. So rückte das surfen für eine Woche, passend zu einem kleinen Swellloch in den Hintergrund. Auch wenn noch ein paar schöne Longboardsessions und ein Ausflug zum Punta, also einem Pointbreak um die Ecke, das Surfen nicht aus den Augen verlieren liessen. Auch den kleinen Sam packte das Fieber um das neue Spiel im Haus, und wir spielten ab und zu auch mal ein Spielchen mit ihm. Als er über Nacht plötzlich seine Spielstärke verdoppelte staunten wir nicht schlecht, als er uns erzählte am Vorabend ein paar Tipps im Internet gelesen zu haben. Hut ab! Sam ist 7 Jahre alt!
So blieben wir länger in Dominicalito als gedacht, aber wieder kam die Zeit des Aufbruchs, nur wohin und wie??
Wie es in Costa Rica mit Allradjeep ins Paradies ging und wie die Willkür an Grenzübergängen herrscht, lest ihr noch in diesem Jahr im letzten Teil der Costa Rica Trilogie:
Welcome to the real Jungle